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Ausweisung von Risikozonen für Blindgänger


Im Zweiten Weltkrieg war das damalige deutsche Reichsgebiet das Ziel von zahlreichen alliierten Luftangriffen. Bei diesen Luftangriffen kam es zum Abwurf verschiedener Arten von Abwurfmunition – insbesondere von Sprengbomben. Schätzungsweise 15 Prozent dieser Sprengbomben explodierten jedoch nicht bestimmungsgemäß und drangen als Blindgänger in den Untergrund ein. Diese Blindgänger stellen beispielsweise für Baumaßnahmen ein großes Risiko hinsichtlich des Arbeitsschutzes und der Faktoren Kosten und Zeit dar. Eine vorlaufende oder begleitende Erkundung dieser Risiken ist daher geboten.

Um die Verhältnismäßigkeit von Erkundungs- und Kampfmittelräummaßnahmen und dem Kosten-Nutzen-Faktor zu wahren, ist der Verdacht auf mögliche Bombenblindgänger sorgfältig einzugrenzen. Erstrebenswert ist es, dass eine hierfür auszuweisende Verdachtsfläche zwei Eigenschaften in sich vereint: Einerseits soll diese so viele nicht explodierte Bomben wie möglich enthalten, andererseits soll hierfür auch die kleinstmögliche Fläche in Anspruch genommen werden.

Der bisherige überwiegend angewandte Ansatz, Verdachtsflächen auf Basis eines festen Radius um kartierte Trichter und Verdachtspunkte festzulegen, kann diese Ansprüche nur bedingt erfüllen. Über die Anwendung statistischer Methoden besteht jedoch die Möglichkeit, sich den o.g. Anforderungen an eine Verdachtsfläche für das Szenarium Luftangriffe deutlich besser anzunähern.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem statistischen Beratungslabor (StaBLab) der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Leitstelle des Bundes für Kampfmittelräumung im Niedersächsischen Landesamt für Bau und Liegenschaften wurde ein solches Verfahren zur Ausweisung von intensitätsbasierten Risikozonen für Bombenblindgänger entwickelt. Dieses Verfahren basiert auf Methoden der räumlichen Statistik und Theorie zu räumlichen Punktprozessen. Als Grundlage für die Anwendung dienen auf Weltkriegsluftbildern beobachtete und auf deren Basis kartierte Ereignisse (Sprengtrichter explodierter Bomben und Blindgängerverdachtspunkte (BVP)). Es eignet sich daher für Erkundungsgebiete, für die aus Weltkriegsluftbildern oder anderweitig belastbaren Informationen (z.B. LIDAR-Daten) stammende Koordinaten zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus ist mit diesem Verfahren die Durchführung einer Risikobewertung eines erkundeten Gebietes möglich. Beispielsweise indem man abschätzt, wie groß die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein nicht explodierter Bomben außerhalb der ermittelten Risikozone ist.

Die Methodik wurde in dem R-Paket „highriskzone“ implementiert. Zusätzlich wurden Skripte erstellt, welche die Funktionalität des R-Paketes in das Geoinformationssystem QGIS integrieren und somit eine interaktive Auswertung entsprechender Daten und die Einbettung der Methodik in bestehende Workflows ermöglichen.

Da das Verfahren auf einer Daten-gesteuerten Schätzung des Risikos basiert, wird die Schätzung bei einer geringen Anzahl kartierter Ereignisse (n<30) unsicher. In diesem Fall sollte das Verfahren nicht als erste Wahl zur Anwendung kommen.

In den folgenden Veröffentlichungen werden die wesentlichen Aspekte und Grundlagen der Methode zur Berechnung von Risikozonen dargestellt:

[1] Küchenhoff, H., Günther, F. 2018: Ein Risiko–basiertes Verfahren zur Berechnung von Risikozonen aus kartierten Bombentrichtern.- Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik, Institut für Statistik, Statistisches Beratungslabor (StaBLab) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Gutachten im Auftrag der OFD Niedersachsen. 280 kB
[2] Mahling, M. 2013: Determining high-risk zones by using spatial point process methodology.- Dissertation, LMU München: Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik (https://edoc.ub.uni-muenchen.de/15886/). 671 kB
[3] Mahling, M., Höhle, M., Küchenhoff, H. 2013: Determining high-risk zones for unexploded World War II bombs by using point process methodology.- Journal of the Royal Statistical Society, Series C Applied Statistics, 62/2: 181 – 199. 27,6 MB

Die QGIS Skripte und eine Anleitung zur Anwendung (deutsch, Stand: Dezember 2023) können über folgende Adresse heruntergeladen werden:

Download: https://www.stablab.stat.uni-muenchen.de/projekte/vergangene_projekte/risikozonen/material/qgis_skripte.zip

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